Maximilian Münch ist Pianist, Musikproduzent, und Instagrammer.

Tag 1

 

Ankunft in Winnipeg um zwei Uhr nachts. Mein Mitbringsel, eine Dose Senf, hat sich im Koffer verselbstständigt. Mit leichter Senffahne treffe ich schon wenige Stunden später meinen Guide für die nächsten Tage, Kirsten. Sie wird mir Winnipeg und Umgebung zeigen. Die nächsten Stunden fühlen sich an wie ein Traum, und daran ist nicht nur der Jetlag schuld. Wenig später sitze ich im Kanu und treibe auf dem verlassenen Pinawa-Staudamm einem Sonnenaufgang wie aus dem Bilderbuch entgegen. Ein perfekter Auftakt, ich bin beeindruckt. Mit Kirsten paddle ich durch die wilde Seite des frühen Tages.

Ich fahre gern abseits der Piste. Alles andere wäre Mainstream. Foto: Maximilian Münch (@MuenchMax)

Nachmittags geht es mit dem Auto weiter. Zwei Stunden immer nur geradeaus. Vorbei an dichten Wäldern, langen Seen, Staudämmen, kleinen blauen Häusern, herumstreunenden Hunden. Nicht ein Reklameschild sehe ich. Dafür zeigt mir Kirsten einen großartigen Ort zum Eisessen. Mangoeis. Mehr braucht es erst einmal nicht, um mich glücklich zu machen! Danach geht´s ab zum Strand. Ja, richtig … Zum Strand!

Paradies in Kanada gefunden. Abzuholen am Victoria Beach, Lake Winnipeg. Foto: Maximilian Münch (@MuenchMax)

Der Lake Winnipeg ist riesig. Abends sehe ich hier einen der schönsten Sonnenuntergänge meines Lebens. So viele Fotos wie an diesem Abend habe ich an keinem anderen Tag in Kanada gemacht. Was für ein Auftakt!

Tag 2

 

Winnipeg. Für mich heißt das “back to the roots”. Bevor ich mit der Landschaftsfotografie begann, habe ich mich in U-Bahn-Schächten und Hinterhöfen herumgetrieben, um die unterschiedlichsten Gesichter einer Stadt einzufangen. Und Winnipeg enttäuscht mich nicht! Alles hier ist größer, der Bahnhof, das Rathaus und auch die Portionen beim Abendessen. Und dann ist da noch das neue Kanadische Museum für Menschenrechte, von dem ich schon so viel gehört hatte. Das Gebäude allein fasziniert mich, die Ausstellungen gingen mir unter die Haut. Gerade in diesen Tagen könnte die Weltgemeinschaft hier viel lernen.

Das Canadian Museum for Human Rights in Winnipeg hat mich sehr berührt. Foto: Maximilian Münch (@MuenchMax)

Der Tag geht auf einer alten Eisenbahnbrücke zu Ende. Sie führte über den Fluss zu einem Bahnhof, der damals für hunderttausend Passagiere konzipiert wurde, heute aber nur ein paar Mal in der Woche aktiv ist.

 

Tag 3

 

Bei sonnigen 20 Grad in Winnipeg einsteigen, bei verregneten 7 Grad in Churchill aussteigen. Ich liebe dieses Wetter! Schon im Flugzeug hab ich mir die Nase an der Scheibe platt gedrückt. Nebel. Endlose Weite. Ungezählte Seen. Was will man mehr? In Churchill geht es in einem alten Bus vom kleinen Flughafen zunächst durch die Tundra. Vorbei an Feldern voll von Vögeln, steinigen schwarzen Ufern und einem alten Flugzeugwrack. Das sieht durch die von innen angelaufenen Scheiben des Busses und durch den Regen draußen so unheimlich und faszinierend aus, dass ich am liebsten anhalten würde. Tun wir auch, aber aus einem anderen Grund: Eisbär voraus! Unglaublich. Der Bär liegt zwischen dunklen Felsen und beobachtet uns träge!

Tag 4 – 6

Während der nächsten Tage verschmelzen zu viele schöne Dinge zu einer einzigen, traumhaften Erfahrung, die mich, da bin ich sicher, für die nächsten Jahren prägen wird.

 

In Churchill kennt jeder jeden. Die Türen braucht man nicht abzuschließen, das Galaxy S5 ist laut Werbung das neueste Model von Samsung. Willkommen in Churchill – in diesem Moment habe ich mich in den Ort verliebt. Grandioses Essen, in unserer Lazy Bear Lodge ebenso wie in den kleinen Restaurants an der Hauptstraße. Auch Bier können sie brauen, und einen guten Griechen gibt es auch. Meine neue große Liebe heißt jedoch Miss Piggy. Miss Piggy ist ein altes Flugzeugwrack, das 1979 zwischen den Felsen vor der Stadt abgestürzt ist und seitdem von Jahr zu Jahr besser aussieht – der perfekte Spielplatz für jeden Fotografen!

Wenn in Churchill an der Hudson Bay die Sonne untergeht. Foto: Maximilian Münch (@MuenchMax)

Später turnen wir auf den alten Kanonen im Prince of Wales Fort herum, beobachten einen Eisbären, fotografieren Wale draußen im Meer, schließen Vogelfreundschaften, finden einen weiteren Bären am Felsenufer und stromern durch eine verlassene Raketenabschussbasis. Wenn’s weiter nichts ist. Und es soll noch besser werden.

 

Kajakfahren mit Belugawalen ist kaum zu toppen. Höchstens vom Schnorcheln mit Walen. So geschehen in Churchill ..  Ich lasse ich mich jedoch einfach nur treiben und genieße die Aussicht. Und tatsächlich: Direkt neben mir taucht plötzlich ein Belugaweibchen mit Nachwuchs auf und schwimmt prustend an mir vorbei. Danach geht es aufs offene Meer. Doch wenig später trauen wir unseren Augen nicht. Direkt vor uns turnen Mama Eisbär und Baby Eisbär auf den Felsen am Ufer herum und beobachten uns interessiert.

 

Ich klettere auf das Dach des Bootes und schieße Bilder. Der schönste Moment: Während der Kleine auf den Felsen spielt, ist Mama Bär im Wasser und schüttelt sich plötzlich, dass es in alle Richtung spritzt. Es hätte keinen schöneren Moment für mich geben können. Ich lerne zu genießen, was die Natur mir gerade bietet und nicht immer nur an Fotos zu denke. An diesem Tag hat sich meine Sichtweise geändert. Seitdem gibt es keine Situation, in der ich nicht daran zurück denke. Danke, Manitoba. Danke, dass Du mir geholfen hast, wieder sehen zu lernen!

Ein anderer, kaum weniger perfekter Augenblick! Foto: Maximilian Münch (@MuenchMax)

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